Ola Electric: Vom E-Mobilitäts-Vorbild zur Krisenmarke

Das einstige Vorzeige-Start-up der indischen Tech-Szene steckt in der Krise: Ola Electric, Tochter des Mobilitätsriesen Ola, hat in nur sieben Monaten nach seinem Börsengang rund 70 % an Marktwert verloren. Einst als „Tesla der Zweiräder“ gefeiert, kämpft das Unternehmen heute mit Qualitätsproblemen, enttäuschten Kunden und regulatorischem Druck.
Gegründet 2010, expandierte Ola rasant: von Ride-Hailing über Elektrofahrzeuge bis hin zu einer eigenen KI-Sparte namens Krutrim. Unterstützt von Investoren wie SoftBank und Tiger Global, schien der Erfolg vorprogrammiert. Doch insbesondere im E-Scooter-Bereich holt die Realität das Unternehmen ein.
Qualität und Kundendienst in der Kritik
In sozialen Medien kursieren Videos brennender oder während der Fahrt kollabierender Ola-Scooter. Ein Rückruf von über 1.400 Modellen blieb ohne öffentliches Untersuchungsergebnis. Auch Berichte über brechende Vordergabeln und verzögerte Reaktionen des Kundendienstes sorgten für Empörung. Die Verbraucherschutzbehörde Indiens erhielt über 10.000 Beschwerden.
Ola-Chef Bhavish Aggarwal versprach Besserung – unter anderem mit 4.000 neuen Servicestellen. Doch viele dieser Standorte stehen nun unter behördlicher Prüfung, da ihnen Lizenzen fehlen. Parallel dazu laufen Ermittlungen zu Zulassungsverfahren in mehreren Bundesstaaten.
Konkurrenz schlägt zurück
Marktanteile verlor Ola an etablierte Hersteller wie TVS oder Bajaj. Der einstige Marktführer fiel von 52 % auf 19 % im Dezember, im März lag man laut eigenen Angaben bei 30 %. Trotzdem zweifeln Experten daran, dass Ola sein Ziel von 50.000 Verkäufen pro Monat erreichen kann – im Februar waren es laut Regierungsdaten nicht einmal 10.000.
Interne Probleme und Führungsfluktuation
Mehrere Top-Manager, darunter der CEO des Ride-Hailing-Geschäfts, verließen 2024 das Unternehmen. Laut Brancheninsidern scheitert Ola nicht nur an Technikproblemen, sondern auch an „typischen Start-up-Krankheiten“: chaotisches Management, unrealistische Deadlines, hohe Fluktuation und mangelnde Marktkenntnis.
Ein verpasster Vorsprung?
Mit staatlichen Subventionen und ehrgeizigen Plänen wie einer eigenen Gigafactory für Batterien wollte Ola die E-Mobilität in Indien mitprägen. Doch Projektverzögerungen gefährden diese Ambition. Kritiker wie der frühere Produktstratege Deepesh Rathore meinen: „Software-Denken funktioniert nicht bei Hardware. Die braucht Zeit – und Sorgfalt.“
Ola – einst Hoffnungsträger einer grüneren Zukunft – muss nun beweisen, dass es aus seinen Fehlern lernt. Ob das gelingt, bleibt offen.
🛵 Ola Electric wollte den E-Zweiradmarkt revolutionieren. Stattdessen kämpft das Unternehmen mit Feuergefahr, Vertrauensverlust und Marktverdrängung.