Interview mit Venture-Capital-Experte Alfred Wieder: „Der Regierungswechsel als Chance für Start-ups“
Frage: Herr Wieder, sehen Sie im erwarteten Regierungswechsel eine Chance für Start-up-Unternehmen in Deutschland?
Alfred Wieder: Absolut. Ein Regierungswechsel bringt oft frischen Wind und neue Ansätze mit sich. Unsere Regierung steht vor der Herausforderung, nicht nur mehr Menschen in Arbeit zu bringen, sondern auch neue, zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei müssen gerade Start-ups, die häufig Innovationstreiber sind, stärker gefördert werden. Besonders wichtig ist es, den Wandel hin zu einer KI-getriebenen Wirtschaft aktiv zu gestalten. Künstliche Intelligenz wird viele traditionelle Arbeitsplätze ersetzen, aber sie bietet auch enorme Potenziale für neue Geschäftsmodelle und Branchen.
Frage: Welche Maßnahmen wären Ihrer Meinung nach notwendig, um Start-ups zu unterstützen?
Wieder: Zunächst einmal brauchen wir mehr staatliche Programme, die den Unternehmen helfen, ihre Innovationskraft zu entfalten. Investitionsprämien könnten eine gute Möglichkeit sein, um Anschaffungen und neue Technologien zu fördern. Aber auch günstige Darlehen wären wichtig, um Start-ups mit einem klaren und überzeugenden Zukunftskonzept finanziell abzusichern. Darüber hinaus müssen bürokratische Hürden abgebaut und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Nur so können Start-ups schnell auf den Markt kommen und ihre Ideen umsetzen.
Frage: Sie sprechen auch von einer stärkeren Binnennachfrage. Warum ist diese so entscheidend?
Wieder: Deutschland ist eine exportorientierte Wirtschaft, aber das macht uns auch anfällig für Schwankungen auf den Weltmärkten, insbesondere in Zeiten, in denen protektionistische Tendenzen zunehmen. Eine starke Binnennachfrage kann helfen, diese Exportschwankungen auszugleichen. Wenn mehr Menschen in Deutschland konsumieren und investieren, profitieren davon nicht nur große Unternehmen, sondern auch Start-ups, die ihre Produkte und Dienstleistungen im Inland anbieten.
Frage: Welche Rolle spielt die neue Bundesregierung in diesem Kontext?
Wieder: Die neue Regierung muss die Rahmenbedingungen schaffen, um Innovation und Wachstum zu fördern. Dazu gehören nicht nur Investitionsprämien und Darlehen, sondern auch die Schaffung eines Umfelds, das Unternehmertum unterstützt. Das bedeutet unter anderem den Zugang zu Kapital zu erleichtern, Steuererleichterungen für innovative Unternehmen einzuführen und Netzwerke zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu stärken.
Frage: Glauben Sie, dass KI eine treibende Kraft für neue Arbeitsplätze sein wird?
Wieder: Ja, definitiv. KI wird viele bestehende Jobs überflüssig machen, aber gleichzeitig neue schaffen. Wir sehen bereits jetzt, dass in Bereichen wie Datenanalyse, KI-Entwicklung und Automatisierung neue Berufsfelder entstehen. Es ist entscheidend, dass die Politik diesen Wandel begleitet und die Menschen durch Aus- und Weiterbildungsprogramme darauf vorbereitet. Start-ups, die im Bereich KI tätig sind, könnten hierbei eine Schlüsselrolle spielen, da sie oft schnell und flexibel auf Marktbedürfnisse reagieren können.
Frage: Haben Sie abschließend noch einen Ratschlag für die neue Regierung?
Wieder: Mein Appell ist klar: Setzen Sie auf Innovation und Unternehmergeist. Unterstützen Sie Start-ups, denn sie sind nicht nur Jobmotoren, sondern auch essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in der Zukunft. Ohne gezielte Förderung wird es schwer, im globalen Wettbewerb mitzuhalten.
Frage: Vielen Dank, Herr Wieder, für das Gespräch!
Wieder: Danke Ihnen!