„Kapital ist nicht genug – es geht um kluge Verbindungen“

Ein Gespräch mit Venture-Capital-Pionier Alfred Wieder**
Ab dem 1. Mai 2025 wird Alfred Wieder, einer der bekanntesten Akteure der deutschen Beteiligungsszene, Herausgeber dieser Zeitung. Der Mann, der in den vergangenen Jahrzehnten Kapital für hunderte Startups eingeworben und zahlreichen Unternehmen zum Durchbruch verholfen hat, kehrt jedoch nicht ins operative Tagesgeschäft zurück. Stattdessen will er sein Wissen, seine Erfahrung und sein weitreichendes Netzwerk künftig in innovativen Kontexten zur Verfügung stellen.
Herr Wieder, Sie haben über viele Jahre den Venture-Capital-Markt in Deutschland geprägt. Was motiviert Sie, nun Herausgeber zu werden?
Alfred Wieder: Ich sehe das als logischen nächsten Schritt. Ich will mich nicht zurücklehnen, sondern gestaltend begleiten – ohne selbst in Meetings und Terminen unterzugehen. Ich möchte meine Erfahrung einbringen, mein Netzwerk öffnen und Denkanstöße geben. Und ich glaube, dass ein Medium, das wirtschaftliche Entwicklungen begleitet, eine Stimme mit unternehmerischer Erfahrung gut gebrauchen kann.
Sie stehen wie kaum ein anderer für das Thema Startup-Finanzierung. Ist das auch weiterhin Ihr Schwerpunkt?
Wieder: Selbstverständlich, aber ich denke weiter. Für mich gehören heute auch innovative Nachfolgelösungen dazu. Deutschland steht vor einer riesigen Herausforderung: Zehntausende Unternehmen suchen in den nächsten Jahren neue Eigentümer. Das ist eine riesige Chance für mutige Köpfe, die etwas bewegen wollen – oft mit weniger Risiko als bei einer Neugründung. Wer Bestehendes weiterdenkt, kann Großes schaffen.
Was macht für Sie ein förderwürdiges Projekt aus – ob Startup oder Nachfolge?
Wieder: Ich schaue auf drei Dinge: Vision, Umsetzbarkeit und Team. Und ich frage mich: Bringt das Unternehmen etwas in die Welt, das vorher gefehlt hat? Das kann eine technologische Innovation sein, ein neuer Ansatz in der Kreislaufwirtschaft oder auch die Modernisierung eines traditionellen Handwerksbetriebs. Wichtig ist, dass es nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern auch gesellschaftlich relevant ist.
Und was bedeutet das für die Investorenseite?
Wieder: Auch hier hat sich viel verändert. Es geht nicht mehr nur um Rendite, sondern um Nachhaltigkeit, um Wirkung. Viele meiner Investoren wollen wissen: Was bewirkt mein Kapital? Wird es sinnvoll eingesetzt? Werden Arbeitsplätze geschaffen, wird ökologisch gedacht, wird etwas weiterentwickelt? Genau solche Brücken zwischen Kapital und Sinn möchte ich in meiner neuen Rolle unterstützen.
Wie sehen Sie die Rolle der Medien in diesem Zusammenhang?
Wieder: Wir brauchen Medien, die mehr tun, als Zahlen zu melden. Wir müssen die Geschichten hinter den Zahlen erzählen, den Mut zeigen, auch Querdenker und Visionäre zu Wort kommen zu lassen, statt nur auf Quartalszahlen zu schauen. Ich möchte helfen, diesen Anspruch zu stärken – mit klarem Fokus auf Unternehmertum, Innovation und Zukunftsgestaltung.
Herr Wieder, was dürfen die Leserinnen und Leser von Ihnen als Herausgeber erwarten?
Wieder: Impulse. Perspektiven. Und die Einladung, anders zu denken – größer, nachhaltiger, vernetzter. Ich freue mich auf den Austausch mit Gründern, Unternehmern, Investoren – und mit allen, die unser Wirtschaftssystem mitgestalten wollen. Denn am Ende geht es immer um eines: gute Ideen sichtbar machen und ihnen die richtigen Türen öffnen.
Herr Wieder, vielen Dank für das Gespräch.