Wüstenbegrünung mit Algen und Biomüll – ein Startup aus Abu Dhabi will’s möglich machen

Ein neues Startup mit Sitz in Abu Dhabi und Cambridge will die Wüste zum Blühen bringen – mithilfe von Algen, Pflanzenabfällen und einer ordentlichen Portion Innovationsgeist.
Was macht HyveGeo?
Das Unternehmen stellt aus landwirtschaftlichen Abfällen sogenannte Biochar her – ein kohlenstoffreiches, holzkohleähnliches Material, das durch Erhitzen von Biomasse unter Sauerstoffausschluss entsteht. Ziel: unfruchtbare Böden aufwerten, Bäume pflanzen, Lebensmittel anbauen – und dabei noch CO₂ aus der Luft binden.
Algen statt Asphalt
Neben Biochar setzt HyveGeo auf Mikroalgen. Diese winzigen Pflanzenwunder sind CO₂-Schlucker und Sauerstoffspender. Doch anstatt sie zu verbrennen, verarbeitet das Team sie in einer sogenannten „Biorefinery“ weiter: Aus den Algen werden biochemische Wirkstoffe gewonnen, die als natürliche Dünger oder Wachstumshelfer in die Biochar-Mischung eingearbeitet werden. Je nach „Rezept“ lassen sich so bestimmte Pflanzen oder Nutzflächen gezielt fördern.
„Was normalerweise fünf Jahre dauert, schaffen wir in einem Monat“, so HyveGeo-Gründer Abdulaziz bin Redha.
Besser als Wüstensand
Denn: Biochar allein bringt im Sand nicht viel. Erst mit den Zusatzstoffen wird daraus ein fruchtbares Substrat. So sollen sogar Tomaten in 45 Grad Hitze draußen wachsen – und das auch noch schneller und kräftiger als in konventionellen Böden.
Klimaretter mit Businessplan
Ein weiteres Standbein: CO₂-Zertifikate. Da Biochar Kohlenstoff langfristig bindet, verkauft HyveGeo Emissionsgutschriften an Firmen. Gleichzeitig entstehen neue Lebensmittelanbauflächen in der Wüste – eine Win-Win-Situation.
Die bisherige Pilotanlage in Abu Dhabi hat 200 Tonnen Biochar aus 800 Tonnen Biomüll produziert. Die geplante Großanlage, die 2026 starten soll, wird 40.000 Tonnen Biomasse pro Jahr verarbeiten.
Kritik und Herausforderungen
Doch Expertinnen wie Dr. Marcella Fernandes de Souza von der Universität Gent warnen: „Bodenerholung ist komplex – das dauert.“ Und auch das Thema Wasserverbrauch für den Wüstenanbau bleibt offen.
Außerdem ist der großflächige Algenanbau in der Wüste schwierig und teuer. „Viele Firmen sind daran gescheitert“, sagt Redha – aber er glaubt, kurz vor dem Durchbruch zu stehen.
Ziele für 2035:
- 10.000 Hektar Land wieder fruchtbar machen
- 1 Million Tonnen CO₂ binden
Fazit:
HyveGeo will mehr als nur ein grünes Startup sein. Es will beweisen, dass Klimaschutz, Wüstenbegrünung und Landwirtschaft in einem funktionieren können – und dabei sogar wirtschaftlich sind.
Oder, wie COO Dr. Welch es ausdrückt:
„Klimaschutz ist keine Parteisache – es ist eine Generationenaufgabe. Und wir wollen unseren Teil dazu beitragen.“